Agrarpolitischer Stammtisch zur Bundestagswahl: Zukunft statt Stillstand

Beim agrarpolitischen Stammtisch „Schnack und Schnittchen“ diskutierten rund 30 Teilnehmende aus Landwirtschaft, Verwaltung, und Politik sowie Studierende zentrale agrarpolitische Herausforderungen und Forderungen zur Bundestagswahl. Eingeladen hatte der Grünen-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Müller.

Müller zog Bilanz über die vergangene Legislaturperiode und betonte die Verhinderung der Deregulierung der Neuen Gentechnik als wichtigen Erfolg. Gleichzeitig mahnte er: „Die Landwirtschaft braucht eine zukunftsgerichtete Politik, die Herausforderungen aktiv angeht – kein Verharren im Stillstand! Ein zentraler Schritt in der Agrarförderung ist, öffentliches Geld nur noch für öffentliche Leistungen einzusetzen.“

Die junge AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) forderte mehr Unterstützung für Existenzgründungen sowie besseren Zugang zu Land und Kapital. Zudem müsse die Verhandlungsposition von Erzeugerinnen und Erzeugern gegenüber der abnehmenden Hand gestärkt werden, um auskömmliche Preise zu erzielen.

Die Frage nach „fairen Preisen“ sorgte für eine lebhafte Debatte: Wie lassen sie sich berechnen, und gibt es überhaupt einen objektiv fairen Preis? Viele Teilnehmende sahen in der Umsetzung des Artikels 148 der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) einen wichtigen Schritt, um die Position der Landwirt*innen gegenüber der Abnehmerseite zu verbessern.

Auch das Spannungsverhältnis zwischen kostendeckenden Erzeugerpreisen und dem Interesse der Verbraucher*innen an günstigen Lebensmitteln wurde diskutiert. Ein Landwirt betonte, dass betriebsindividuelle Produktionskosten erfassbar seien und sich in den Preisen widerspiegeln müssten. Andere stellten infrage, ob Lebensmittelpreise allein wirtschaftlich bewertet werden sollten oder auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen müssten.

Übergreifend herrschte Einigkeit darüber, dass ein umfassender Bürokratieabbau dringend notwendig ist, um landwirtschaftliche Betriebe zu entlasten. Zudem wurde der Wunsch nach einer stärkeren Berücksichtigung der Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft durch die Politik formuliert.

Der lebendige Austausch und die engagierte Diskussion auch nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung verdeutlichten: Es gibt erheblichen Handlungsbedarf für das kommende Agrarministerium. Wie die nächste Bundesregierung die Herausforderungen der Landwirtschaft aufgreift, bleibt abzuwarten – die Erwartungen sind klar formuliert.

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