Die Bundestagsabgeordnete Awet Tesfaiesus und der Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Müller von Bündnis 90/DIE GRÜNEN haben eine Höfetour im Werra-Meißner Kreis gestartet. „Es ist mir ein großes Anliegen, die Bedürfnisse der Landwirtinnen und Landwirte zu hören und in die parlamentarische Arbeit einzubringen. Für uns Grüne ist nachhaltige Landwirtschaftspolitik seit jeher ein Herzensthema.“, betonte Tesfaiesus bei ihrem Besuch.
„Förderung von regionaler und umweltschonender Landwirtschaft mit weniger Bürokratie und mehr Wertschöpfung auf den Höfen“ ist die klare Forderung der Höfe. Die Abgeordneten unterstützen diese Anliegen. „Mit dem Ökolandbau möchten wir einen Beitrag zum Schutz unseres Bodens Grundwassers und Klimas leisten sowie die Artenvielfalt bewahren. Doch die Herausforderungen nehmen zu: Die Ernten sind aufgrund wechselnder Wetterbedingungen unsicherer, und die Menschen kaufen aufgrund der Inflation weniger Bio. Dazu kommt, dass die öffentlichen Leistungen des Ökolandbaus zu wenig honoriert werden“ so Gita Sandrock. Die studierte Agrarwissenschaftlerin hat den von ihren Eltern aufgebaute Biolandhof Sandrock vor 20 Jahren übernommen.
Auch die anderen Betriebe bestätigten den Rückgang der Bereitschaft, bio oder regional einzukaufen. Katinka vom Solawi Kollektiv Hutzelberghof sagte: „Die Menschen sind es nicht mehr gewohnt, frisches Gemüse oder weniger edle Fleischstücke zu verarbeiten.“ Der Hof wird als Solidarische Landwirtschaftskollektive getragen und von acht Menschen bewirtschaftet.
Schließlich ging es in die vor zwei Jahren eröffnete Markthalle Werra-Meißner in Eschwege. Die Markthalle unterstützt die Höfe beim Absatz der Produkte und beliefert Großkücken mit regionalen Produkten. Ines Wollschak, Leiterin der Markthalle, forderte von der Politik, öffentliche Kantinen zu einem bestimmten Bio- und Regionalanteil zu verpflichten und langfristig in Ernährungsbildung zu investieren, um den Absatz von lokalen Produkten zu erhöhen. Landtagsabgeordneter Hans-Jürgen Müller sprach sich dafür aus, die öffentliche Förderung für die Markthalle nicht auf 2-3 Jahre zu begrenzen, sondern – mit abnehmendem Fördersatz – für 3-4 Jahre fortzuführen, um das System in der Region zu etablieren und Märkte auszubauen.
„Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und eine verfehlte Agrarpolitik, die in den letzten Jahrzenten einseitig große Betriebe bevorzugt hat, haben das Höfesterben stark vorangetrieben“, sagte Hans-Jürgen Müller. „Dabei brauchen wir möglichst viele und vielfältige Höfe, die ein resilientes Ernährungssystem sichern. Dabei könnte eine Förderung für landwirtschaftliche Existenzgründungen helfen, die gerade in der ersten Zeit jungen Menschen beim Aufbau von Betrieben mit einer Anschubfinanzierung den Start erleichtern könnte. In anderen Bundesländern gibt es sowas schon. Ein anderes wichtiges Thema ist der Zugang zu Land.
„Landwirtinnen und Landwirte leisten eine essenzielle Aufgabe für die regionale Erzeugung und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Unsere politische Arbeit setzt sich dafür ein, sie nachhaltig zu unterstützen“, betonte Tesfaiesus.
Die besuchten Betriebe:
- Solawi Hutzelberghof Höhberg-Kollektiv in Oberrieden im idyllischen Werratal:
Solawi steht für Solidarische Landwirtschaft. Dieser kollektiv bewirtschaftete Hof
betreibt Acker- und Gemüseanbau, muttergebundene Kälberaufzucht, Bäckerei und
Käserei. Solidarische Landwirtschaft beschreibt einen Zusammenschluss zwischen
Privathaushalten und landwirtschaftlichen Betrieben: Privathaushalte finanzieren
durch feste Beiträge einen landwirtschaftlichen Betrieb und erhalten im Gegenzug
einen Ernteanteil. Das macht nachhaltige Landwirtschaft möglich. Die Solawi
Hutzelberghof kooperiert außerdem mit einem Schulbauernhof und vermittelt jungen
Menschen die Prinzipien kleinbäuerlicher Landwirtschaft. - Hof Sandrock: Der 1967 gegründet Hof ist ein Aussiedlerhof zwischen
Reichensachsen und Oberhone. Er wird heute in dritter Generation von
Bewirtschaftet. Seit 1975 wir der Hof nach den Richlinien des Bioland-Verbandes
geführt. Hier werden 2.230 Hühner in zwei Ställen mit überdachtem Auslauf gehalten
und 70 Hektar Ackerland bewirtschaftet. Die Produkte sind im rund um die Uhr
geöffneten Selbstbedienungs-Hofladen erhältlich. - Markthalle Werra-Meißner in Eschwege ist ein Zusammenschluss von neun
Landwirt*innen aus der Region mit dem Ziel, regional erzeugte Lebensmittel vor allem an Großküchen und Caterer zu vertreiben. Das Angebot umfasst unverarbeitete Rohwaren sowie vorverarbeitete Produkte wie geschälte Kartoffeln und gewürfelte Zwiebeln. Die Markthalle wird durch Landes- und EU-Mittel gefördert. In den kommenden Monaten sind weitere Hofbesuche geplant, um den Austausch mit den Landwirtinnen vor Ort fortzusetzen
Verwandte Artikel
Besuch von der Europa-Union Kreisverband Groß-Gerau
Spannende Diskussion über Weiterentwicklung der Europäischen Union und wie wir das weitere Zusammenrücken in Europa unterstützen können. Ich freue mich sehr, dass nicht nur wir Landespolitiker:innen (mit Ausnahme der AfD)…
Weiterlesen »
Austausch mit Hessischen Landfrauen
Was sind die spezifischen Anliegen von Frauen in der Landwirtschaft? Was brauchen Frauen im ländlichen Raum? Und was kann die Politik tun, um den Schutz der Verbraucher*innen zu verbessern? Wir…
Weiterlesen »
Weltbodentag 2024
Boden ist eine der wertvollsten Ressourcen, die wir haben.Doch steigende Kauf- und Pachtpreise, Spekulation und Flächenverbrauch machen es für viele hessische Landwirt*innen immer schwerer, ihren Hof zu sichern oder neu…
Weiterlesen »